Die Angst geht um. Die Angst vor dem Virus, der Impfung, den Maßnahmen, den Menschen, dem Leben und dem Tod.

Ganz egal auf welcher Seite, in welcher Position und in welchem Alter – der Angst entkommen wir nicht und zwar aus einem einzigen Grund: Sie gehört zum Leben, erinnert uns daran, dass es kostbar und zeitlich begrenzt ist hier auf der Erde.

Egal, ob wir Angst ignorieren, weganalysieren, den Anderen für sie die Schuld geben, sie schönreden oder im Bauch zu einem Kloß verarbeiten, festzuhalten versuchen, bis sie sich kaum mehr rühren kann. Sie bleibt bei uns.

Für sehr empfindsame Menschen heißt eine Zeit wie diese, das besonders hohe Angstniveau in der Umgebung wahrzunehmen. Die Antennen sind ausgefahren wie immer, nur das, was zu spüren ist, ist intensiver. Der Inhalt der Angst – ob jemand Angst vor der Impfung, dem Virus oder vor den Ungeimpften hat, ob jemand Existenzangst oder Angst davor hat, Angehörige zu verlieren, allein zu sein oder vor der Zukunft zittert, hat für unser Nervensystem wenig Bedeutung.

Mein Nervensystem reagiert auf deines. Ist deines entspannt, entspannt sich auch meines ein bisschen. Ist deines hochgefahren, alteriert sich auch meines. Bin ich sehr empfindsam, reagiere ich noch schneller. Verlieren wir uns in angstbesetzten Inhalten ohne Lösungsansätze, ohne neue Einsichten oder Ideen zu entwickeln, verstärkt sich die Angst in uns beiden.

Was kannst du als hoch empfindsame Person also tun?

  • Dich um dein Nervensystem kümmern. Mehr Zeit zum „Herunterkommen“, Kerzenschein, am Fluss sitzen, ein Sonntag im Bett, alleine sein, lesen, gut essen, viel Wasser trinken, Vollbad, Meditation, kuscheln – alles, was Seele, Geist- und Körper – entspannen und lebendig werden lässt.
  • Die Angst willkommen heißen. In einem sicheren Rahmen, an einem stillen Ort. Dich ihr zuwenden, sie wahrnehmen und ihr Raum im Körper schaffen. Angst spüren wir immer als erstes körperlich, noch bevor wir Worte finden, sie zuordnen können. Wir atmen nicht mehr frei, das Herz rast, wir erstarren, Muskeln verspannen sich. Sich ihr zuwenden, beginnen, langsamer zu atmen, besonders lange auszuatmen, ihr erlauben, sich im Körper auszubreiten, ihr Raum zu geben, wirkt wahre Wunder.
  • Auswählen mit wem du worüber redest, wo, wann und wie lange. Nach dem Gespräch nachfühlen, ob es dir etwas gebracht hat, wie du dich im Körper fühlst, was deine neue Einsicht ist und was deine Schlussfolgerung über weitere Gespräche.
  • Genauso wie du der Angst liebevoll mit Interesse begegnest, begegne dem Leben mit Interesse und Neugier. Besonders jetzt ist es wichtig, dem nachzugehen, was dir tiefe Freude bereitet, das zu tun, was du mit Hingabe tust. In diesen Momenten bettet sich die Angst in den Fluss des Lebens ein, ist das, was sie immer war und sein wird – ein Aspekt des Lebendigseins, des Daseins auf dieser Erde. Sie wird sich durch ein Leuchten in deinem Augen, einem Schauer über den Rücken, einem ausbrechendem Lachen oder im stillen Genießen zeigen. Sie wird sich bewegen und keine Muskeln verhärten, wird deinen Körper befeuchten wie lang ersehnter Regen brach liegendes Feld.

Deine Feinfühligkeit möge dir besonders in diesen Zeiten den Weg weisen. Hol dir Unterstützung, wenn die dich umgebende Angst auf alte Angst in dir trifft, die du nicht alleine konfrontieren kannst. Dein tiefes Verständnis für das Mensch-Sein ist jetzt mehr denn je gefragt. Deine Fähigkeit, Brücken zu schlagen und unter das Offensichtliche zu blicken, kannst du in ganz unterschiedlicher Weise zum Ausdruck bringen. Du machst einen Unterschied in der Welt, vergiss das nicht, besonders jetzt.

Und jetzt noch die frischen Gedanken von Nell, die auch das Titelbild gezeichnet hat:

 DIE ANGST

Hallo, du hattest bestimmt schon mal Angst.
Angst ist wunderbar, sie hilft uns! Du musst nicht super mutig sein.
Soll ich euch was von mir erzählen?
Ich hatte oft Angst, doch irgendwann habe ich gemerkt, dass Angst nicht so schlimm ist wie alle denken.
Angst rettet uns in vielen Fällen, sogar z.B. vor Entführung!
Angst ist wie Freude.
Man kann gemischte Gefühle haben!

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