Achtsamkeit ist in den letzten Jahren ein Modewort geworden. Das Seminarangebot ist groß, egal ob für Führungskräfte, Angestellte oder Privatpersonen. Die Fähigkeit des Menschen zu entscheiden, wohin er seine Aufmerksamkeit richtet, wird zu Recht als Schlüssel zu einem glücklicheren Leben gesehen.
Hochsensible Menschen sind von Natur aus sehr aufmerksam. Ohne es zu wollen, bemerken sie winzige Details, subtile Veränderungen und spüren Dinge, die von Anderen oft negiert oder belächelt werden. Aufgrund von dieser Informationsflut besteht die Gefahr des überflutet Werdens und des „sich Verzettelns“, weil ständig etwas Neues die Aufmerksamkeit anzieht. Auch innere Prozesse werden stark wahrgenommen und unangenehme Dinge wie Selbstzweifeln kann mitunter sehr viel Platz eingeräumt werden.
Besonders deshalb ist das Werkzeug der Achtsamkeit für Hochsensible besonders nützlich. Wenn eine Person die Fähigkeit hat, überdurchschnittlich viele Informationen aufzunehmen, ist Selektivität ein Muss. Wenn nicht, passieren folgende Dinge:
• Du fühlst dich überfordert, von den Eindrücken und Anforderungen des Lebens überrannt.
• Du läufst in verschiedene Richtungen zur selben Zeit, weil du überall Möglichkeiten siehst und aufgrund deiner vielseitigen Fähigkeiten auch tatsächlich in Vielem gut bist. Am Ende bist du unzufrieden, weil deine Energie zerstreut ist und deine Ergebnisse nicht dem entsprechen, was du gerne hättest.
• Du gibst Dingen Aufmerksamkeit, die es nicht verdienen – wie Selbstzweifel, Ängsten und Befürchtungen, die Meinung der Anderen, etc.
Das Werkzeug der Achtsamkeit bietet nicht nur die Möglichkeit, den Moment bewusster zu erleben, es stellt auch eine Aufforderung zur Wahl dar. Wir entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Bleibe ich in Gedanken bei dem Streit, der vor Stunden stattgefunden hat oder wende ich meine Aufmerksamkeit der Tischplatte zu, die ich gerade säubere? Öffne ich abwechselnd Facebook, die neuesten Nachrichten, meine Mails und Whatsapps oder schalte ich für eine halbe Stunde auf Flugmodus und höre dem Vogelgezwitscher auf meinem Balkon zu?
Wir sind dafür verantwortlich, worauf wir unsere Energie und Aufmerksamkeit lenken. Gebe ich sie bewusst für 20 Minuten meinen Kindern und verlange dann von ihnen, dass sie sich selbst beschäftigen? Streichle ich meinen Partner für drei Minuten mit voller Aufmerksamkeit übers Gesicht, bevor ich morgens aufstehe? Verweigere ich es, meine Aufmerksamkeit für Klatsch, Sensationsgier und Panikmache herzugeben?
Um als hochsensible Person ein angenehmes Leben führen zu können, ist die freie, bewusste Wahl, worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke, ein Basiswerkzeug. Es steht immer zur Verfügung, ist nur so unscheinbar, dass wir es oft vergessen.
„Worauf möchtest du heute weniger Aufmerksamkeit lenken?“ Was fällt dir als Erstes ein? Bleib dabei.
„Worauf möchtest du heute besonders aufmerksam sein? Wem oder was möchtest du deine Aufmerksamkeit eine Zeitlang voll schenken?“