Sehr sensibel sein bedeutet auch, Verletzungen sehr intensiv zu spüren. Nicht immer ist es möglich, sich sofort zu erheben und aufrecht weiterzuschreiten. Das macht nichts. Auch aus diesem bauchhohen Schnee bin ich langsam und nicht sonderlich elegant herausgekrabbelt. Doch beginnen wir von vorne.

Ich habe voriges Jahr einen exzellenten Filmdrehbuchworkshop besucht, in dem der Dozent das Geheimnis eines guten Drehbuches verriet. Der Held muss leiden und dann noch mehr leiden und dann noch etwas mehr. Natürlich muss er oder sie auch eine Person sein, die Schwächen hat sowie jeder von uns, damit wir uns mit ihr identifizieren können. Durch das Leiden, die Prüfungen, durch die die Person durchgeht, wächst sie am Ende, obwohl es zwischendurch gar nicht so aussehen mag.

Es gibt die Superhero Filme mit den Helden, die nie aufgeben. Sie werden erniedrigt, verletzt und gedemütigt, aber sie geben in keinem Moment auf. Wir lieben diese Filme, weil wir auch so sein möchten und manche Menschen sind auch so. Sie gehen durch Krankheiten, Schicksalsschläge und harte Zeiten mit Stärke und Mut durch, wodurch sie zur Hoffnung für viele andere werden.

In einer Gesellschaft, in der durchschnittlich sein eine Beleidigung ist, wären wir natürlich gerne alle so. Nur ist es mathematisch einfach erklärt, dass wir uns nicht alle über dem Durchschnitt bewegen können. Genauso wenig wie wir alle zu denen gehören können, die nie aufgeben.

Doch zurück zu den Filmen. Neben den Superheldenfilmen gibt es auch die mit den Durchschnittsmenschen. Die werden natürlich auch vom Drehbuchautor gequält. Sie verlieren ihren Job,werden vom Partner betrogen und landen dann auch noch auf der Straße. Sie werden krank, habe keine Versicherung und sind schon seit Jahren Single.

Diese Menschen vermüllen ihre Wohnung in schlimmen Phasen, saufen sich durch die Kneipen der Nachbarschaft und lassen ihren Frust an ihren Mitmenschen aus. Sie geben auf, zumindest eine Zeit lang, lassen sich gehen, wiederholen ihre Fehler und kommen dann letztendlich doch irgendwie weiter. Meistens bekommen sie auch Hilfe von außen, ein wichtiges Detail, das wir oft übersehen. Mir fällt kein Film ein, in dem der Protagonist es komplett alleine zum Ende des Tunnels schafft.

Die, die nie aufgeben

Mein Blogpost ist also ein Plädoyer an den Durchschnittsmensch und seine menschliche Art zu lernen. Wenn du ein Mensch bist, der nie aufgibt, ziehe ich meinen Hut vor dir. Hör nicht damit auf, die Menschen um dich herum zu inspirieren.

Wenn du jedoch ein Durchschnittsmensch bist, der zwischendurch in Löcher fällt, ohne wie Spiderman sofort aus dem Stand herauszuspringen: Krabbel aus deinem Loch mit der Geschwindigkeit, in der es dir möglich ist und hör nicht damit auf, dadurch die Menschen um dich herum zu inspirieren.

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